29 NOVEMBER | 20:00 UHR
Im Juli 2006 wurde bei Prag ein Museum für Karel Gott eröffnet. „Gottland“ prangt in Neonlettern über dem Eingang.
Das Personal führt die Besucher in drei Sprachen durch die Räume. „Eine Welt ohne Gott ist nicht möglich, deshalb spielt der Sänger im atheistischsten aller Länder die entspreche Rolle“, bemerkt Mariusz Szczygiel, der diesem Land eine Reportagensammlung gewidmet hat.
Szczygiel erzählt von Menschen des 20. Jahrhunderts, die im kollektiven Bewusstsein bis heute eine Rolle spielen und schildert die oft tragischen, absurden Lebensläufe: ein fortlaufender Bericht aus einem kafkaesken Land, in dem die Angst die Hauptrolle spielte.
Den Autor faszinieren die absurden und tragikomischen Aspekte der kommunistischen Herrschaft – zum Beispiel das wechselvolle Schicksal der Schuh-Dynastie Bata aus dem mährischen Zlin unter fünf politischen Systemen, oder das Los der Schauspielerin und kurzzeitigen Goebbels-Geliebten Lída Baarová, die nach dem Krieg der Kollaboration verdächtigt, aber nie überführt wurde, die ins österreichische Exil ging und bei ihrer Rückkehr nach Prag 1989 von ihren alten Fans belagert wurde.
Ein faszinierendes Buch über Tschechien und Tschechen, aber auch – wie das oft der Fall bei einer guten Literatur ist – ein Buch über uns alle…
Foto: Robert Chrabaszcz