15 JUNI | 20:00 UHR

 

„Dieses Lied entstand aus Mitteln der Europäischen Union. 
Lesen kannst du es mit Hilfe der Lettern des Alphabets. 
Du mußt die Seiten umblättern. Muster für die einzelnen Buchstaben lädtst du dir aus dem Internet unter www.jugendliest.de oder bestellst sie dir 
per SMS. Nur kein Streß, Mann.“ (Dorota Maslowska, Die Reiherkönigin).

Nach ihrem Debut »Schneeweiß und Russenrot«, das von Kritikern und Lesern gleichermaßen gefeiert wurde, landete Dorota Masłowska mit »Die Reiherkönigin« ihren nächsten großen Coup. Ein schonungsloser Rap über den Existenzkampf in der Medien- und Konsumwelt, der 2006 mit dem renommierten NIKE-Preis ausgezeichnet wurde. Der Popsänger Stanislaw Retro ist auf dem absteigenden Ast: Seine Freundin verlässt ihn, die Presse setzt ihm mit verleumderischen Meldungen über sein Sexualleben zu, und der verzweifelte Versuch seines Managers, ihn als Schwulenstar zu verkaufen, misslingt. Der nächste große Hype, der ihn von der Bühne fegen wird, steht bereits in den Startlöchern. Masłowska sampelt Literatur, Popmusik und Kinderlieder, knöpft sich den Medienjargon vor und entlarvt seine Phrasen.  
Sie bedient sich der Zitate, formt sie zu einer neuen Art von Poesie und überträgt das alles lässig in den Rhythmus des Rap. Ein Sog, dem man sich nicht entziehen kann… Das überdrehte und farbige Bild einer beschleunigten Gesellschaft. 
„So jung, so unangepasst und schon ganz oben angekommen: Dorota Maslowskas Erfolgsgeschichte ist einmalig in der polnischen Literatur, die insgesamt ganze vier Nobelpreisträger vorzuweisen hat.Mit ihren kompromisslosen Romanen hält die 22-jährige Studentin an der Spitze der Beststellerliste dem hypermodernen Warschau einen Spiegel vor. Das, was nach außen glänzt und vibriert, wird in der Romanwelt Maslowskas gründlich in Stücke zerlegt. Der Motor ihres Schreibens ist die Musik von heute, die das Leben ihrer Generation bestimmt. “ – so 3Sat Kulturzeit über Maslowska (lesen Sie hier mehr >> ) Auf Einladung der FAZ äusserte sich Maslowska zum „Fall Alicja Tysiac“ (hier der Text „Ein Einschreiben von Gott“


Moderation: Dr. Olaf Kühl, Übersetzer, Träger des Karl-Dedecius-Preises für seine übersetzerischen Leistungen und seine Vermittlertätigkeit zwischen der polnischen und der deutschen Kultur.
Dr. Olaf Kühl arbeitet in der Berliner Senatskanzlei als Russland-Referent des Regierenden Bürgermeisters der deutschen Hauptstadt sowie als Übersetzer slawischer Sprachen: des Polnischen, Russischen, Serbischen und Kroatischen. Er hat Slawistik sowie Osteuropäische Geschichte an der Freien Universität in Berlin studiert. Das Thema seiner Dissertation war die Prosa von Witold Gombrowicz. Olaf Kühl übersetzt seit beinahe 20 Jahren Werke der polnischen Literatur sowie anderer slawischer Literaturen.
Kühl übersetzte Klassiker polnischer Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts, u.a. Bolesław Prus, Henryk Sienkiewicz, Wacław Berent, vor allem jedoch wieder Witold Gombrowicz sowie Vertreter zeitgenössischer Literatur – Kazimierz Brandys, Adam Zagajewski, Natasza Goerke. Hinzu kommen zahlreiche Übersetzungen aus dem Bereich der politischen sowie wissenschaftlichen Publizistik.
Das Engagement Olaf Kühls als Mittler zwischen der polnischen und deutschen Kultur wird durch die Auseinandersetzung mit bestimmten Autoren bezeugt, durch Nachworte und Kommentare sowie die eigene Tätigkeit als Verleger.

Fotos: Jutta Mißbach