Aus der Presse:
Aberwitz der Welt INGE RAUH, Nürnberger Nachrichten vom 28.09.2001 Otto Sander las in Nürnberg aus dem Werk Witold Gombrowiczs Gombrowicz, wer ist das? Teufel, Teufel, würde Otto Sander im Sinne des Dichters sagen und fortfahren mit dem vehementen Vortrag grotesker Texte, die den Menschen nicht schonen. 
Denn dieser Gombrowicz betrachtete sich und seine Gesellschaft aus ironischer Distanz, brach in höllisches Gellächter aus und machte eine ziemlich lächerliche Welt zum Modell seiner aberwitzigen Theaterstücke. Das ist eine Weile her und kümmert momentan kaum jemanden mehr. 

Umso verdienstvoller, dass das Krakauer Haus in Nürnberg sein fünfjähriges Bestehen nutzte, um an einen polnischen Avantgardisten zu erinnern, der die Konventionen sprengte. Weihevolle Memorials hätte er nicht vertragen, also passte die Präsentation gut ins Kali-Theater. Neben der Bar läuft zur Einstimmung ein Video, das den Schriftsteller beim Interview 1989 zeigt. Das war in Paris kurz vor seinem Tod, zu erklären gab es den Kosmos eines heimatlosen Intellektuellen, der sah, wie sich die Wirklichkeit in greller Absurdität gegen den Erfindungsreichtum des besten Autors wehrt.

Ehrlicherweise galt die Hommage an Witold Gombrowicz, der vom polnischen Landadel abstammte und 1904 auf einem Gut geboren wurde, auch seinem Interpreten. 

Otto Sander
 begab sich als brillanter Erzähler auf die Spur einer wechselvollen Existenz, in der Anpassung ein Fremdwort blieb. Nach dem Motto ,,Ich, Gombrowicz“ fahndete der Berliner Schauspieler nach der Figur eines tragikomischen Helden, der in heilloser Selbstanalyse über sich und seinesgleichen wenig Schmeichelhaftes erfährt. 
Im Tagebuch finden sich Passagen über eine lebensentscheidende Passage: Vor Ausbruch des Krieges nimmt Gombrowicz an der Jungfernfahrt eines polnischen Ozeandampfers nach Argentinien teil. Er bleibt 24 Jahre lang. Aus der sicheren Entfernung des Exils ertönt eine ,,freche, auch grausam höhnende Stimme“, so der Werk-Kenner Olaf Kühl, der das ,,Anders-sein“ des Dichters erklärt, von seiner Haltung des Camouflierens berichtet, einer Diskretion des Privaten und einer Sexualität, die er nicht auslebte. ,,Vor 1939 war er ein aristokratischer Bohemien, dann ein Emigrant, der die späte Anerkennung nicht mehr genießen konnte.“ 

Es war die Zeit, als man endlich seine Stücke spielte, ,,Yvonne, Prinzessin von Burgund“, später ,,Die Trauung“ und ,,Operette“. Glückliche Lösungen finden sich in diesen Szenarien nicht, in ,,Yvonne“ erstickt die Braut beim Essen an einer Gräte. 
Doch mit Seminarstunden langweilte beim Krakauer Abend niemand. Madame Gombrowicz konnte bestätigen, dass die einzige geglückte Hochzeit im realen Leben stattfand, sie war eine junge Studentin aus Kanada und lernte den Dichter in Frankreich kennen. Heute kümmert sie sich um das Werk und bemerkt, dass laut Gombrowicz die Leidenschaft für das Alter wichtiger sei als für die Jugend. Da könnte auch Otto Sander mitreden. Ihm gelang ein atemberaubendes Schlusskapitel mit der Erzählung über ein Tennismatch in Paris, in dessen Verlauf die feine Welt aus den Fugen gerät. Hohe Kunst, literarisch wie darstellerisch. Das Publikum jubelte.