MICHAŁ ZAWADA
IRRLICHT
und
AMBIVIOLENZ
VERNISSAGE
Samstag, 14. OKTOBER, 18 UHR mit Konzert von
AMBIVIOLENZ
Öffnungszeiten der Ausstellung:
donnerstags & freitags:
14-18 Uhr
und nach Vereinbarung ( kontakt@krakauer-haua.de)
Fotos: Khrystyna Jalowa
Programm des ART WEEKEND NÜRNBERG 2023:
Samstag:
11-18 Uhr Ausstellungsöffnungszeiten
13.30 Führung mit Barbara Engelhard ( Art Weekedn Nürnberg) , start . Heimatsministerium, Bankstr. 9, Nbg 90402, nächste Station: Krakauer Haus
18 Uhr Vernissage mit Kuratorinnenführung:
19 Uhr Konzert im Biergarten
Sonntag:
11-16 Uhr Ausstellungsöffnungszeiten
Bild: Michał Zawada
Fire walk with me.
Irrlicht. Michał Zawada
Es kommt vor, dass auf Feuchtwiesen, Sümpfen oder Moore plötzlich eine Flamme über der Wasseroberfläche erscheint. Sie erleuchtet die Dunkelheit und wird zum Wegweiser für verirrte Wanderer. In volkstümlichen Überzeugungen wurde diese fehlgeleitete Flamme mit den verdammten Seelen von Selbstmördern oder Ertrunkenen in Verbindung gebracht, die keine Ruhe finden konnten.
Sie irrten umher, erschienen in Form von Feuer und verführten verirrte Menschen, die dem Licht folgten und selbst in die trügerischen Gewässer der Sümpfe gezogen wurden. Diese fehlgeleiteten Flammen faszinierten sowohl durch ihr unerwartetes Auftreten über der Wasseroberfläche als auch durch ihre beängstigende Natur, weil sie mit dunklen Mächten und Gefahr assoziiert wurden. Michał Zawada bedient sich des Motivs des Irrlichts, um uns durch seine Kunst auf eine Reise mitzunehmen.
Zusammen mit dem Licht des Irrlichts durchqueren wir die Welt, die der Künstler geschaffen hat, und versuchen, auf die Fragen, die in seiner Arbeit auftauchen, zu antworten. Die Landschaften, die als Hintergrund für seine Darstellungen dienen, erinnern an die romantische Tradition der Landschaftsmalerei. In ihnen zeigte sich nicht nur die Stimmung und die emotionalen oder spirituellen Zustände des Menschen, sondern auch, wie er die Natur sah: ungebändigt, wild, undurchdringlich, im Gegensatz zu Zivilisation und Kultur und der von ihnen geschaffenen Ordnung der Welt.
Über die Jahrhunderte hinweg war die Natur ein politisches Instrument zur Konstruktion menschlicher Identität, instrumentalisiert durch Nationalismus und Chauvinismus. In diesem Prozess der Gestaltung der Landschaft ist untrennbar die menschliche Neigung zur Gewalt und Aneignung verankert. Der Künstler stellt die provokante Frage danach, was Natur überhaupt ist, wenn nicht das Produkt der Vision des Menschen. Er definierte die Natur und formte sie dann nach seinen eigenen Vorstellungen. Die Natur, die wir bewundern und pflegen, ist auch eine Macht, die wir nicht bändigen können, was in uns Ängste und ein Gefühl der Bedrohung weckt. Wir versuchen, sie zu unterwerfen und zu kontrollieren, obwohl sie sich ständig unseren Erwartungen entzieht und uns daran erinnert, wie gering unser Einfluss auf sie ist. Das Licht des Irrlichts führt uns weiter, um uns zu einer weiteren Macht zu bringen: dem Feuer, mit seiner zerstörerischen Kraft alles zu verzehren, auf das es trifft. Das Feuer verschlingt Erde und Natur, es bricht aus dem Inneren eines Vulkans in Form von flüssiger Lava aus. Das Feuer bedeutet zwar totale Zerstörung, kündigt jedoch auch Reinigung an und aus ihm entsteht ein neuer Anfang. Eine Revolution, die Veränderungen und eine neue Ordnung mit sich bringt. Ein Versprechen für eine bessere Zukunft. Das Feuer ist auch diese große Kugel, die in unserer Galaxie schwebt, um die unsere Erde kreist. Die Sonne, die Leben und Energie spendet, den Rhythmus des Tages bestimmt und damit den Ablauf der Zeit. Sie ist auch ein natürlicher Wegweiser, der die Richtungen der Welt festlegt. Wenn wir nachts den Kopf gen Himmel heben, sehen wir den Mond, den Satelliten der Erde, der im Licht der Sonne scheint. Wir sehen auch fallende Kometen, die Veränderungen ankündigen, meistens irgendein Unglück, aber auch Sterne, deren Glanz zu uns gelangt, obwohl sie längst nicht mehr existieren.
Die Konfrontation mit dem Himmelsraum ist der Versuch, sich mit einer für uns unerreichbaren Dimension auseinanderzusetzen, so unerreichbar, dass wir nur in Form von Vorstellungskraft darüber nachdenken können. Und was, wenn wir auf einmal mehrere Sonnenuntergänge auf einmal erleben? Gibt es Universen und Dimensionen unserer Realität, in denen dies möglich ist? Vielleicht muss es das gar nicht geben und es genügt, dass wir unsere eigene Vorstellungskraft üben. In den Bildern von Michał Zawada tauchen surrealistische Elemente auf, wie Hände, die keinen konkreten Körperteil darstellen. Sie drücken Widerspruch, Widerstand und die Kraft des Individuums gegenüber der Welt aus, in der es existiert, und die es nicht unterwerfen kann, oder das Streben nach etwas anderem, aber nicht unbedingt nach einer besseren Zukunft.
Die Ausstellung „Irrlicht“ ist eine Reise mit dem Irrlicht, die uns durch Zeit, Dimensionen und Raum führt: die realen, die vorgestellten oder völlig abstrakten. Es ist eine Reise von den Tiefen der Erde bis in den Weltraum. Beides gleichermaßen unerreichbar, sodass wir sie uns nur vorstellen können.
Text: Paulina Olszewska
Übersetzung: Katharina Uziel
Foto: Anna Stankiewicz
Michał Zawada arbeitet mit Malerei, Fotografie und Videokunst. Er interessiert sich für die kontextuelle Aktivität plastischer Medien und für die Analyse des Phänomene Bild und Visualität als solche. In seiner Arbeit führt er einen Dialog mit der Kunsttheorie, den Visual Studies und der Anthropologie. Die von ihm konstruierten Zyklen beziehen sich auf die Beziehung zwischen dem Prozess der Herstellung der irrealen Subjektivität des Bildes und der Konstruktion der menschlichen Identität in einem historischen und sozialen Kontext. Er verwendet Zitate und Anleihen in seiner künstlerischen Tätigkeit und lässt das Werk nicht als eigenständiges Element stehen, sondern bettet es in einen breiten Kontext ein, in ein kreatives Gespräch mit der künstlerischen Tradition und Theorie. Er arbeitet nach dem Prinzip der bildlichen Dialektik, indem er visuelle Ordnungen aus verschiedenen Quellen zu heterogenen Entitäten zusammenfügt. In den letzten Jahren hat er sich vor allem für das Problem der Gewalt in Gesellschaft, Geschichte und Natur und deren Beziehung zum Bild als solchen interessiert.