27 JANUAR | 20:00 UHR

 

Es war die erste Veranstaltung – ein spannender Abend mit Erfahrungsberichten, u.a. aus Polen. Souverän moderiert von Agata Kaminska. Nach diesem Abend wurde es klar: Eine Fortsetzung folgt!


Fotos: Piotr Jaworski 

Pressebericht (Nürnberger Nachrichten 29.01.2011)

Die Welt ist voller Betten für eine Nacht. Über „Couchsurfing“ kann man rund um den Globus einen Schlafplatz und neue Freunde finden – 29.01.11 Nürnberg – 
Über das soziale Netzwerk couchsurfing.org kann man sich in über 230 Ländern auf der ganzen Welt einen kostenlosen Schlafplatz organisieren, neue Leute kennen lernen und sein Reiseziel mit Einheimischen erkunden. Im Krakauer Haus berichteten Nürnberger Couchsurfer von ihren ErfahrungenWer glaubt, dass am Couchsurfing ausschließlich junge Internet-Schwärmer interessiert sind, der wird an diesem Abend im Krakauer Haus eines Besseren belehrt. Im Publikum sitzt neben einigen anderen älteren Zuhörern auch der 50-jährige Thomas. Er plant eine Reise nach Neuseeland und möchte sich deshalb über das Couchsurfing-System informieren. Dass der Schlafplatz, den man sich über das Netzwerk organisieren kann, gratis ist, interessiert ihn dabei am allerwenigsten. Er will im Urlaub bei Privatleuten leben und so die Kultur hautnah kennen lernen, statt „in einer Pension zusammen mit anderen Touristen im Reiseführer zu blättern“.Genau das ist auch die Idee des Couchsurfings, das 2004 in den USA ins Leben gerufen wurde. Es geht darum, Reisende und Einheimische zusammenzubringen, Kultur unmittelbar und gegenseitig erfahrbar zu machen oder Insidertipps weiterzugeben — und sei es nur der Name eines guten Restaurants oder des angesagtesten Clubs am Ort. Übernachten muss man demnach nicht unbedingt. Wer in einer fremden Stadt nur eine Begleitung zum Kaffeetrinken sucht, ist auf der Web-Seite ebenfalls richtig.Geplant werden zudem größere und kleinere Events, zum Beispiel das Treffen in Wien im vergangenen Jahr, zu dem 400 Teilnehmer aus aller Welt anreisten, oder eine nächtliche Schneewanderung in der kleinen Gruppe, von der der 31-jährige Piotr erzählt. Andi dagegen war via Couchsurfing zwischen Prag, Warschau und Vilnius unterwegs, Steffi verschlug es sogar nach Kolumbien. Freilich, nicht in jeder Ecke des Erdballs steht ein Surfer-Sofa, doch wo die drei eines fanden, haben sie sich wohlgefühlt.Die Gemeinde hat inzwischen Mitglieder fast auf der ganzen Welt, die meisten in Europa und den USA. Fast zehn Prozent aller Couchen stehen in Deutschland, dem Land mit der zweithöchsten Surfer-Quote. Allein in der Metropolregion gibt es etwa 1000 Engagierte. „Wir sind ganz viele“, freut sich Agata, die vor zwei Jahren aus Polen nach Nürnberg kam und ihren ersten Kontakt über Couchsurfing knüpfte. Inzwischen hatte die 27-Jährige hier selbst schon Übernachtungsgäste. Etwa die Tango-Straßenmusiker aus Buenos Aires. „Wenn ich irgendwann mal nach Argentinien reise, weiß ich schon, wo ich übernachten kann“, sagt sie.Dass sie eines Tages an den Falschen oder die Falsche geraten könnte, fürchtet Agata eher nicht. Einerseits gebe es Referenzen von früheren Gastgebern, und wer Mitglied in der Surfer-Gemeinde werden will, muss sich außerdem verpflichten, niemanden zu belästigen. Offenheit ist allerdings Voraussetzung fürs Mitmachen. Denn man knüpft zwar im Internet Kontakt, doch anders als in sozialen Netzwerken wie Facebook trifft man sich später auch im richtigen Leben. Die Nürnberger Couchsurfer treffen sich regelmäßig an unterschiedlichen Orten. Infos unter www.couchsurfing.org 

BIRGIT NÜCHTERLEIN