Mit Julia Jentsch, Yara Linss, Michal Rusinek und Sebastian Kudas

20 MÄRZ | 18:00 UHR

Internationales Haus (Heilig-Geist-Haus), Hans-Sachs-Platz 2 
Wir waren untröstlich – unser heiß ersehnter Gast musste aus gesundheitlichen Gründen die Reise nach Nürnberg leider absagen. Wir wünschten Frau Szymborska gute Besserung und luden ein zu einem 

Abend zu Ehren von Wisława Szymborska 
In der Begründung zur Verleihung des Nobelpreises für Literatur an Frau Szymborska 1996 schrieben die Mitglieder der Schwedischen Akademie, dass die Auszeichnung verliehen wird für „die Poesie, die mit ironischer Präzision die Naturgesetze und Auswirkungen der geschichtlichen Ereignisse in den Fragmenten der menschlichen Realität entblößt.“Die Dichterin (*1923), bekannt durch ihre Bescheidenheit und Abneigung gegen Interviews, sagte den Journalisten, völlig überrascht und verblüfft durch die Nachricht über die Verleihung des Preises, dass sie am meisten nun befürchtet, in der Öffentlichkeit stehen zu müssen. „Ich habe mich immer bemüht, eine Person zu sein und ich habe nicht vor, jetzt eine Persönlichkeit zu werden.“ 

Privat verbringt Frau Szymborska gerne Zeit mit Leuten, die genauso wie sie mit der Literatur spielen können. Während ihrer Reisen schreibt sie ihre berühmten Limericks, macht Reißbilder aus alten Illustrierten, die sie als Postkarten an ihre Freunde und Bekannte verschickt. Am 17. Januar 2011 wurde ihr in Krakau der Orden des Weißen Adlers, die höchste Auszeichnung des polnischen Staates, verliehen.

Die Gedichte in Deutsch liest Julia Jentsch Der Durchbruch als Filmschauspielerin gelang Julia Jentsch mit dem Revoluzzerdrama „Die fetten Jahre sind vorbei“, das sie international bekannt machte (Preis der Jury in Cannes). 2005 erhielt Julia Jentsch für ihre Darstellung der willensstarken Widerstandskämpferin Sophie Schollauf der Berlinale den Silbernen Bären als beste Schauspielerin, den Deutschen Filmpreis als beste Hauptdarstellerin und den Europäischen Filmpreis als beste Darstellerin. 2007 spielte sie in der freizügigen tschechischen Tragikomödie „Ich habe den englischen König bedient“ (Regie: Jiri Menzel, nach dem Roman von Bohumil Hrabal), die Teilnahme an der deutsch-polnischen Koproduktion von Malgoska Szumowska „33 Szenen aus dem Leben“ war ihr zweiter Ausflug in Richtung Osten.

Vorführung des Dokumentarfilms „Chwilami zycie bywa znosne“ [„Manchmal ist das Leben erträglich“]
Katarzyna Kolenda-Zaleska (Foto: Mitte) ist es gelungen, die Dichterin zu ehrlichen Aussagen vor der Kamera zu gewinnen. Im Film kommen neben Ausschnitten von ihren Reisen auch Größen wie Woody Allen, Umberto Eco, Vaclav Havel, Jane Goodall vor, sowie nahestehende Freunde, Kritiker und Schriftsteller. 

Ihre Interpretationen von Gedichten singt Yara Linss. Sie ist eine Musikerin mit einem besonders eigenständigen künstlerischen Profil, das sich vor allem durch seelenvolle experimentierfreudige Eigenkompositionen und eine lebendige Live-Performance auszeichnet. Die 1980 in der brasilianischen Metropole São Paulo geborene Sängerin studierte Jazz-Gesang in Maastricht und Nürnberg. Geprägt von zwei Kulturen, liebt sie die Vielfalt und Kombination unterschiedlichster Extreme. An der Seite des in Fürth lebenden und vielfach ausgezeichneten Pianisten und Komponisten 
Peter Fulda
 gewinnt die helle, bewegliche Bossa Nova-Stimme der jungen Sängerin neues Gewicht, erkundet Schattenseiten und Kältezonen, leuchtet aus, was sonst verborgen bleibt.

„Nürnberg wartet auf Wislawa!“
Ein Video, in dem Nürnberger ein Gedicht 
der Autorin rezitieren. Zeile für Zeile auf Polnisch! 
Unter den Darstellern viele bekannte Nürnberger, 
die ein brillantes Sprachtalent beweisen.
Konzept, Realisierung: Grazyna Wanat, Jonas Schubert, Agata Kaminska.

Ausstellung der Graphiken von Sebastian Kudas 
Sebastian Kudas ist seit 1995 als Bühnenbildner und Zeichner mit dem legendären Krakauer Kabarett „Piwnica pod Baranami“ eng verbunden. Er entwarf mehrere Duzend Bühnenbilder für die Vorstellungen der „Piwnica“ (auch für die Vorstellungen im Ausland, z.B. in Stockholm, Malmö, Oslo, Wien, Chicago, Toronto, New York), sowie für die Soloauftritte der Kabarettisten. Als Illustrator arbeitete er mit vielen polnischen Dichtern zusammen. Er zeichnete für herausragende Gedichtbände (u. a. „Epitafia“ von Wislawa Szymborska, Ewa Lipska, Bronislaw Maj und Michal Rusinek sowie „Apologia Balceroviciana“ und Balceroviciana varia“), herausgegeben von Kultur-Cafe Nowa Prowincja. 
„Ich schätze die poetischen Graphiken von Sebastian Kudas. Es gelingt ihm, eine eigene künstlerische „Geschichte der Menschheit“ zu schaffen, die voller Ironie und Komik ist. Ich schätze ihn für seine künstlerische Disziplin, Vorstellungskraft und intellektuelles Spiel. Er beherrscht meisterhaft das Spiel in seinem graphischen Theater, bei dem Kunstliebhaber gerne vorbeischauen.“
Ewa Lipska, Dichterin„Ich mag Sebastian. Ich mag seine mysteriösen Zeichnungen.“
Wislawa Szymborska, Dichterin“Die Zeichnungen von Sebastian L.Kudas haben jene zärtliche Brutalität, die schon immer in den irischen und slawischen Balladen mitklang. Damit spielten die Surrealisten, das schnitze Herr Topor mit einem Beil in seinen Zeichnungen und Stücken aus.“
Agnieszka Holland, Regiseurin

Grafik: Sebastian Kudas


Wislawa Szymborska doch nicht auf dem Weg nach Nürnberg…
Eine Gruppe der Autoren, die ihre Liebe für Limericks entdeckt haben, kommentieren die Entwicklung wie folgt:
Eine gewisse Wisława aus der Partnerstadt
hat leider das Rampenlicht endgültig satt.
Dies ließ sie plötzlich verkünden
und meint, wir können es verwinden,
doch sind wir vor Traurigkeit platt.

Eine gemeinsame Veranstaltung des Kulturzentrums im Krakauer Haus 
und des Amtes für internationale Beziehungen, mit freudlicher Unterstützung von